Bürger

Gesellschaftliches Engagement

23.02.20232 Minuten Lesezeit

Wie wählen Sie die Felder für Ihre Engagements?

Mir ist sehr wichtig, durch mein persönliches Engagement essentielle soziale, gesellschafts- und umweltpolitische Vorhaben anzustoßen und voranzubringen. Neben der Umsetzung einzelner Projekte möchte ich auch die Sensibilität der Menschen für bestimmte Themen wecken, Ideen anstoßen und etwas ins Rollen bringen, das von anderen aufgegriffen und weiterentwickelt werden kann. Nur großzügig Geld zu spenden, reicht einfach nicht, wenn man Dinge dauerhaft zum Besseren verändern will. Leitlinie all meiner Initiativen und Stiftungen ist es deshalb, dass sie neue Ansätze aufzeigen und zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen sollten. Dabei sollte für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation geschaffen werden. Denn nur dann haben die Projekte eine Chance, langfristig zu überleben und dauerhaft etwas zu verändern.

Ihr verstorbener Vater, Prof. Werner Otto, setzte Maßstäbe mit seinem gesellschaftlichen Engagement. Nach welchen Kriterien wählte er seine Engagements aus?

Mein Vater wollte seine großen Erfolge – auch die finanziellen – mit anderen teilen und der Gesellschaft etwas zurückgeben. Sein Leitsatz war stets: „Erst kommt der Mensch“. Entsprechend setzte er sein Geld für zahlreiche kulturelle Projekte ein. Am wichtigsten aber war ihm sein Engagement für diejenigen, die immer wieder als die Schwächsten der Gesellschaft bezeichnet werden: behinderte Kinder. Um wirkungsvoll helfen und menschliche Not lindern zu können, gründete er 1969 die „Werner Otto Stiftung“. Diese medizinische Stiftung springt insbesondere dort ein, wo der Staat nicht oder nicht schnell genug Gelder zur Verfügung stellt.

Wie hat das Engagement Ihres Vaters Ihr eigenes soziales Handeln geprägt?

Mein Vater war für mich insofern ein Vorbild, als dass er sich früh für die Mitarbeiter eingesetzt hat. Wenn es dem Unternehmen gut geht, soll es auch den Mitarbeitern gut gehen – das war sein Credo. Natürlich hat mich auch meine Familie geprägt. Ich habe von Beginn an mit auf den Weg bekommen, auch an andere zu denken.

Im Bereich Bildung gibt es in Hamburg die von Ihnen ins Leben gerufene „Initiative für Beschäftigung“ und das „Hamburger Hauptschulmodell“. Damit schaffen Sie es, Hauptschülern den Weg von der Schule ins Berufsleben zu erleichtern. Hilfe zur Selbsthilfe?

Ja. Eine der zentralen Herausforderungen in den kommenden Jahren wird es sein, Jugendlichen mit Hauptschulabschluss den Einstieg in das Berufsleben zu erleichtern, um ihre Chancen am Arbeitsmarkt und damit auf ein selbstbestimmtes Leben zu verbessern. Aus meiner Sicht ist es enorm wichtig, junge Hauptschüler dabei nicht alleine zu lassen. Ein zeitnaher Übergang von der Schule in eine Ausbildung ist für sie sehr wichtig. Andererseits sind Gesellschaft und Wirtschaft auf gut ausgebildete Jugendliche dringend angewiesen. Das Hamburger Hauptschulmodell hat sich hier als hervorragendes Konzept eines nahtlosen Übergangs von Schülern mit Hauptschulabschluss in eine ungeförderte Berufsausbildung entwickelt. Insbesondere bei der Integration von Hauptschülern mit Migrationshintergrund und aus sozialen Brennpunkten hat es sich bewährt. Das begeistert mich an diesem Projekt.

Auch auf den Gebieten der Kultur treten Sie immer wieder fördernd auf. So unterstützten Sie den Bau der Jugendmusikschule Hamburg und die Stiftung Elbphilharmonie mit Spenden. Warum ist die Unterstützung Privater auf diesem Feld so bedeutend?

Die Förderung von Projekten im Rahmen von Kunst und Kultur steht häufig nicht im Vordergrund der öffentlichen Haushalte. Deshalb ist die private Hilfsbereitschaft derer, die es sich finanziell leisten können, hier ausgesprochen wichtig. Ich unterstütze besonders gerne Projekte im Rahmen der musikalischen Bildung, denn die verbindende Kraft der Musik dient nicht nur der Persönlichkeitsbildung, sondern fördert auch Kreativität und das soziale Miteinander.

Prof. Dr. Michael Otto als

Unternehmer

Prof. Dr. Michael Otto als

Bürger