Wachstum muss neu definiert werden. Wir sollten von einem rein quantitativen Wachstum zu einem verstärkt qualitativen Wachstums übergehen. Dafür brauchen wir politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, damit sich Bürger und Konzerne gleichermaßen sicher auf den Weg in diese nachhaltig orientierte Zukunft begeben können. Hier ist Europa meiner Ansicht nach mit seinem Green Deal und der sogenannten Kreislaufwirtschaft auf einem guten Weg. Ohne soziale, politische und technische Innovationen können auch wirtschaftliche Innovationen nicht greifen. Alles muss zusammenwirken und es muss harmonisiert werden, damit wir in Europa gleiche Wettbewerbsbedingungen bekommen. Hier haben wir eine große Aufgabe vor uns.
Erstens: kurzfristiges Denken und Handeln von Managern, die nur ihre eigene Karriere, aber nicht die langfristige Entwicklung des Unternehmens im Kopf haben. Zweitens: Verharren in bestehenden Strukturen und Denkmustern, anstatt das Unternehmen konsequent zu erneuern. Drittens: Gewissenloses Wirtschaften, ohne Rücksicht auf die Interessen von Mitarbeitern, Gesellschaft und Umwelt.
Die Öko-Soziale Marktwirtschaft und die Regeln eines ehrbaren Kaufmanns sollten wieder mehr Beachtung finden. Die Freiheit wirtschaftlichen Handelns und die soziale Verantwortung gegenüber allen Anspruchsgruppen sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die große Mehrheit der Unternehmer hält sich aber auch daran, beides zu berücksichtigen.
In einer Sozialen Marktwirtschaft kommt dem Staat die wichtige Aufgabe zu, durch Gesetze den Rahmen zu setzen und damit sowohl Chancen zu fördern als auch Grenzen zu ziehen. Diese Grenzen dürfen aber nicht mit einer überbordenden Bürokratisierung verwechselt werden, die unternehmerische Aktivitäten behindert und ausbremst. Insbesondere mit Blick auf unsere Zukunftsfähigkeit brauchen wir entschieden mehr Digitalisierung, mehr Innovationsförderung und mehr unternehmerische Freiheit.
Von einer nochmaligen Besteuerung bereits versteuerten Vermögens halte ich nichts. Diese Substanzbesteuerung würde dazu führen, dass vor allem mittelständische Unternehmen bei Verlusten auch noch Steuern zahlen müssten. Das würde Wachstum und Arbeitsplätze kosten. Wenn der Staat alle Einsparmöglichkeiten ausgeschöpft hat, könnte ich mir eine Anhebung des Spitzensteuersatzes vorstellen. Gerade wer mit einem Unternehmen ordentliche Gewinne macht, sollte auch entsprechende Steuern zahlen, und zwar in Deutschland.
Die hohe Innovationskraft kombiniert mit den bekannten deutschen Tugenden wie Gründlichkeit, Pünktlichkeit, Qualität und guter Service werden auch in Zukunft den Vorteil des Wirtschaftsstandorts Deutschland ausmachen.
So weit zu gehen, wäre wohl nicht sinnvoll. Es fängt schon damit an, dass wir in Europa – anders als in den USA – nicht eine Sprache sprechen. Wir sollten allerdings unsere Finanz- und Wirtschaftspolitik stärker aufeinander abstimmen, eine gemeinsame Verteidigungspolitik weiter ausbauen und auch in der Energie- und Rohstoffgewinnung unabhängiger werden.