Bürger

Sozialverantwortung

23.02.20232 Minuten Lesezeit

Gerade der Bereich Textilproduktion ist in letzter Zeit immer wieder kritisch betrachtet worden. Wie können Sie gewährleisten, dass in fernen Zulieferbetrieben die Produktionsbedingungen herrschen, die nach hiesigen Vorstellungen als nachhaltig und fair gelten?

Bei uns werden die Lieferanten hinsichtlich ihrer Umwelt- und Sozialstandards bereits überprüft, bevor sie für uns liefern dürfen. Mit Vertragsabschluss verpflichten wir sie zur Einhaltung unseres Code of Conduct. Wir haben u.a. über 20 sogenannte Social Officers in unseren Einkaufsbüros beschäftigt. Außerdem haben wir ein eigenes Sozialprogramm entwickelt und die Lieferanten durchlaufen regelmäßige Audits. Dennoch: eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.

Wie sollten Ihrer Meinung nach verantwortlicher Handel und nachhaltige Produktion in der Zukunft aussehen?

Wir müssen es in Zukunft schaffen, die gesamte Supply-Chain zu kontrollieren und nicht wie heute nur Teile. Klimaneutrale Produktion, Transport und Versand, aber auch bildungs- und sozialpolitische Fragen müssen gelöst werden. Neben der Einhaltung definierter Umwelt- und Sozialstandards bei den Lieferanten sollte aber auch die Unterstützung der Länder bei der Durchsetzung ihrer nationalen Gesetze mehr Beachtung finden. Die Menschen in den Produktionsländern müssen sich durch den Handel mit uns weiterentwickeln können. Deshalb achten wir darauf, dass wir mit dem Import von Handelswaren bei unseren Lieferanten gleichzeitig auch ökologische und soziale Standards umsetzen. Klimaschutz, ein fairer Umgang mit Mitarbeitern und entwicklungspolitische Maßnahmen, die Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen, all das muss mehr in den Fokus rücken.

Woran mangelt es zurzeit mehr: Stärkerer Rückenwind von den Verbrauchern, damit mehr „grüne“ Produkte in die Regale kommen, oder mehr mutige Unternehmen, die bereit sind, Vorreiter zu spielen?

Weder – noch. Nachhaltigkeit und ein entsprechendes Produktangebot brauchen den gemeinsamen Einsatz vieler Akteure. Gefragt ist das Engagement der Wirtschaft ebenso wie das der Politik, das der Medien ebenso wie das der Verbraucher selbst. Jeder Einzelne, jedes Unternehmen muss sich fragen, was es dazu beitragen kann, verantwortlichen Handel und nachhaltige Produktion zu fördern. Die Konsumenten treffen Kaufentscheidungen zunehmend auf Basis eigener Werte. Konsum ohne Reue liegt im Trend. Immer mehr Kunden sind bereit, für ökologisch und sozial korrekte Produkte auch einen höheren Preis zu zahlen. Je bewusster den Menschen wird, welche Probleme es zu lösen gilt, umso größer wird deshalb auch der Druck auf Unternehmen und auf die Regierungen werden, denn Konsumenten sind gleichzeitig auch Wähler.

Prof. Dr. Michael Otto als

Unternehmer

Prof. Dr. Michael Otto als

Bürger