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23.02.20234 Minuten Lesezeit

Warum haben Sie Ihre Stiftungen gegründet?

Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder von uns im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zur Gesellschaft leisten sollte. Nur dann ist sie vital und lebensfähig. Eigentum verpflichtet da in besonderem Maße. Und Dankbarkeit dafür, dass die Gesellschaft einem die Möglichkeit zu einer erfolgreichen Entwicklung gegeben hat.
Mir ist besonders wichtig, im Rahmen meiner Stiftungen nicht nur „Gutes“ zu tun. Ich möchte neben der Umsetzung einzelner Projekte auch die Sensibilität der Menschen für bestimmte Themen wecken. Jeder Einzelne von uns muss seinen Beitrag leisten, um unsere Welt für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten.

Wie bedeutsam ist ganz allgemein das Wirken von Stiftungen? Wie kann ihr Handeln wirksamer werden?

Das hängt natürlich in erster Linie vom Stiftungszweck ab. Die Wirksamkeit des Handelns von Stiftungen ist außerdem eine Frage guten Managements.

Wie weit sind Sie in die Stiftungsarbeit involviert?

Natürlich richtet sich mein für die Stiftungen verfügbares Zeitbudget vor allem nach den Bedürfnissen meines Unternehmens. Darüber hinaus muss noch Zeit für Familie und Freunde bleiben. Die Stiftungstätigkeit bereichert mich aber sehr, so dass ich die hierfür erforderliche Zeit gerne einbringe. Dies fällt mir zudem leichter, seit ich den Vorsitz im Aufsichtsrat der Otto Group übernommen und mich aus dem aktiven Geschäft der Otto Group zurückgezogen habe. Ich begleite die Stiftungsprojekte aktiv, nehme Termine vor Ort wahr.

Wie finanziert sich die Arbeit der Stiftungen?

Durch den jährlichen Zufluss von Mitteln, die ich dafür bereitstelle. Außerdem bekommen wir öffentliche Mittel sowie Mittel anderer privater Partner wie im Falle der Aid by Trade Foundation zum Beispiel durch die Baumwollgesellschaften und die Bill und Melinda Gates Foundation.

1993 gründeten Sie zunächst die Umweltstiftung Michael Otto. Diese widmet sich dem Schutz der Lebensgrundlage Wasser. Was waren Ihre Beweggründe für diese Gründung?

Die Umweltstiftung Michael Otto hat den Zweck, den Schutz und Erhalt der Lebensgrundlage Wasser zu unterstützen. Wasser ist ein immer knapper werdendes Gut. Die Bedürfnisse von Mensch und Natur treffen sich bei diesem Thema gleichermaßen. Besonders eindrucksvoll habe ich diese Tatsache bei einer Reise in Afrika erlebt. Die Gnus, die bei der Migration zu Tausenden die Savanne bevölkern, können den Zeitpunkt ihrer Niederkunft verzögern und warten, bis der Regen da ist. Wenn dann die Savanne ergrünt, wird sie zeitgleich von Tausenden Gnu-Kälbern bevölkert: ein beeindruckendes Bild mit großer Symbolkraft: Wasser ist Leben!

Die Michael Otto Stiftung hat unter anderem das Aktionsfeld „Förderung, Bildung und Dialog“. Was genau kann man darunter verstehen?

Die Aktivitäten der Stiftung sollen Anreize schaffen, zum Nachdenken anregen und eine Initialwirkung auslösen. Deshalb gibt es drei Aktionssäulen: Förderung, Bildung und Dialog. Die Stiftung fördert Projekte, die unmittelbar dem Wasser beziehungsweise den betroffenen Lebensräumen zugute kommen. Sie engagiert sich im Bildungsbereich durch Einrichtung von Stiftungsprofessuren und finanzielle Unterstützung von Forschungs- und Bildungszentren. Außerdem ist die Stiftung Moderatorin zwischen gesellschaftlichen Interessengruppen. Sie initiiert Gespräche und bietet eine Plattform für Dialogveranstaltungen. Im Rahmen der „Hamburger Gespräche für Naturschutz“ oder der „Berliner Klima-Diskurse“ kommen Vertreter von Wirtschaft, Naturschutz, Politik und Wissenschaft zusammen, um pragmatische Lösungen für aktuelle umweltpolitische Fragen zu erarbeiten.

Mit den „Aqua-Projekten“ versuchen Sie, Jugendliche in die Arbeit der Stiftung einzubeziehen. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, Kinder und Jugendliche für solche Themen zu sensibilisieren?

Die Entscheider von morgen sind heute junge Menschen. Ihre Sensibilisierung verdient unser besonderes Augenmerk. Die „Aqua-Projekte“ dienen dem Schutz der Ressource Wasser. Ziel ist es, die Eigeninitiative von Schülern und Jugendlichen im Bereich Naturschutz zu steigern, ihre Mitmachbereitschaft zu erhöhen und sie zu Verhaltensänderungen zu motivieren.

Im Jahre 2005 gründeten Sie eine neue Stiftung, die heutige „Aid by Trade Foundation“. Was genau sind deren Ziele und was waren hier Ihre Beweggründe?

Die Stiftung fördert den nachhaltigen Anbau land- und forstwirtschaftlicher Produkte in Entwicklungsländern. Viele dieser Länder besitzen qualitativ hochwertige Produkte, die bisher auf dem Weltmarkt noch keinen Absatz gefunden haben. Die Projekte der Stiftung sollen die ökologischen, sozialen, technischen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen schaffen, die zur Erzeugung, Verarbeitung und zum Verkauf dieser Produkte nötig sind. Ihre Philosophie lautet: „Handel kann zur Armutsbekämpfung beitragen.“ Sie hat außerdem die Aufgabe, die Nachfrage der Industrieländer nach nachhaltigen Produkten aus Entwicklungsländern zu bündeln. Ziel ist es, dass Handelsunternehmen gemeinsam mit Konsumenten und Herstellern durch eine gezielte Nachfrageallianz dauerhaft wirksame Verbesserungsimpulse auslösen. Dieser innovative Ansatz orientiert sich am Markt und soll sich langfristig finanziell selbst tragen.

Die Initiative "Cotton made in Africa" ist derzeit eines der größten Public-Private Partnership-Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und wird von Ihrer Stiftung getragen. Was ist das Ziel der Initiative?

Die Initiative steht für meine Überzeugung und Grundhaltung. Jeder von uns kann Verantwortung übernehmen im Rahmen seiner Möglichkeiten. Für mich bedeutet das, die Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern. Die „Aid by Trade Foundation“ will gemeinsam mit Wirtschaft, Bundesregierung und Nichtregierungsorganisationen im Rahmen der Initiative "Cotton made in Africa" der afrikanischen Baumwolle bessere und verlässlichere Absatzchancen in Europa verschaffen und durch eine gezielte Nachfrage die Armut in den Baumwollregionen Afrikas bekämpfen. Ziel der Initiative ist es, afrikanische Kleinbauern darin zu unterstützen, Baumwolle gemäß nachhaltiger Kriterien besonders effizient zu produzieren, sodass die Baumwollbauern höhere Erträge und damit höhere Einkommen erzielen. Durch eine von der Stiftung organisierte Nachfrageallianz wollen wir der Baumwolle gleichzeitig Absatzchancen auf dem europäischen Markt verschaffen. Aus den Lizenzgebühren für Cotton made in Afrika werden die Schulung für weitere Baumwoll-Kleinbauern, der Bau von Schulen und Krankenstationen, Frauenprojekte und andere soziale und Bildungsvorhaben finanziert. Somit erhalten deren Kinder die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, anstatt auf dem Feld zu arbeiten. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem Natur- und Umweltschutz. Mehr als 1 Million Baumwoll-Kleinbauern in 11 afrikanischen Ländern werden aktuell darin geschult, ihre Anbaumethoden und Erträge zu verbessern und damit höhere Einkünfte zu erzielen.

Prof. Dr. Michael Otto als

Unternehmer

Prof. Dr. Michael Otto als

Bürger